Montag, 29. Januar 2007

24 – Twenty Four oder Achtung Gefahr

Ich habe die ersten fünf Staffeln von 24 gesehen. Meiner Meinung nach werden diese mit der Zeit immer besser (und sicherlich auch teurer). Die Spannung ist zerreißend, aber das Szenario ist bei weitem übertrieben, wenn nicht sogar unrealistisch. Das Hauptthema, der Krieg gegen den immerwährend steigenden Terrorismus, ist gut gewählt und von Aktualität wie nie zuvor.
24 ist die erste Fernsehserie, die quasi in Echtzeit läuft. Sie zeigt den Ablauf eines Tages in der Anti-Terror-Einheit (Counter Terrorist Unit – CTU) von Los Angeles. Jede Staffel enthält 24 Folgen, in welchen jede Folge eine Stunde des besagten aktionsvollen Tages mit vielem Unerwartetem abdeckt. Obschon die Folgen nur 42 bis 45 Minuten dauern (abhängig davon, ob man die Einleitung der Einspielung vorhergehender Folgen mitzählt), dauern diese mit den Werbepausen im Amerikanischen Original genau eine Stunde.
Um die verschiedenen Geschehnisse parallel darbringen zu können, haben die Produzenten, Joel Surnow und Robert Cochran, die sogenannten Splitscreens gewählt. Dabei werden verschiedene Handlungen gleichzeitig auf einem geteilten Bildschirm gezeigt. Dies hilft dem Zuschauer den Überblick des komplexen Szenarios zu bewahren, aber auch dem ganzen Ablauf mehr Tragik, Drama und Spannung beizufügen. Im Zentrum des Schirms sieht man dann eine tickende digitale gelbe Zeittafel. Der Soundtrack dieses Tickens und das Nähern der verschiedenen Deadlines führen beim Zuschauer zu Adrenalinstößen und somit zu noch mehr Spannung.

Der primäre Held in allen Staffeln ist Jack Bauer (Kiefer Sutherland), ein Geheimagent der amerikanischen Regierung. Er muss andauernd Probleme lösen und Hindernisse überwältigen, um die Vereinigten Staaten von Amerika und dessen Präsidenten zu schützen und retten. Jack tut dies mit dem Risiko sein eigenes Leben dabei zu lassen. Er ist, wenn man so will, ein Patriot per Excellenze, denn er riskiert nicht nur sein Leben, aber auch seinen Namen und widerhandelt verschiedenen Protokollen und Gesetzen, um seine Mission (oder genauer gesagt sein eigenes Ziel) zu erreichen. Es geht sogar soweit, dass Jack nach allem was er durchgemacht hat, bereit ist, ohne Belohnung, und in Armut als Öl-Sucher unterzutauchen. Er fühlt sich dem US-Präsidenten dermaßen verpflichtet, dass er jederzeit bereit ist eine neue Mission auf sich zu nehmen und dabei sein Leben, seine Gesundheit und seine engste Familie wieder aufs Spiel zu setzen. Er hat bereits seine Frau verloren (die von einer Terroristin ungebracht wurde) und bemüht sich um wieder mit seiner Tochter Kim in Frieden und Harmonie zusammen zu sein.
Für mich ist sein Verhalten äußerst erstaunlich, ja sogar unverständlich, wenn man bedenkt, was Bauer alles durchmachen muss, um in diesen überfüllten und gefährlichen Tagen zu überleben. Man könnte meinen, dass er über übermenschliche physische und psychische Kräfte verfügt. Ich habe echt Mühe mir eine solche Person (und erst recht ein ganzes Team) vorzustellen, die über mehr als 24 Sunden unter andauerndem Druck, mit emotionalen Dramen und manchmal sogar Folterung arbeiten und dabei noch normal bleiben und keine Anzeichen von Schwäche oder psychischen Störungen aufweisen. Das einzige Mal, wo man Jack weinen sieht, ist in der letzten Folge der dritten Staffel. Mir scheint, dass dies eines der wenigen realistischen Momente der ganzen Serie ist.

Die Katastrophen folgen sich aufeinender in diesen 24 Stunden. Man sieht sehr viel Blut, Folterung, Gräuel und Tod. Die Wirklichkeit ist bereits grausam genug, aber diese Serie überschreiten diese bei Weitem. Ich habe erfahren, dass die Produzenten vor der ersten Ausstrahlung in letzter Minute noch verschiedene Szenen zensurieren mussten. Diese zeigten wie eine Boeing 747 im Flug explodiert. Dies war angebracht, da die Erstausstrahlung am 6. November 2001, also weniger als zwei Monate nach der Katastrophe des Jahrhunderts der Twin-Towers vom 11. September, stattfinden sollte.
Die Tatsache, dass eine Atombombe auf amerikanischem Territorium explodiert, dass zwei dessen Präsidenten Attentaten zum Opfer fallen (einer in seiner Air-Force-One und der zweite in seinem Hotelzimmer), dass alle Insassen eines Hotelgebäudes in mitten von Los Angeles wegen eines nie dagewesenen biologischen Gases auf grausame Weise umkommen, dass das Bürogebäude der CTU selbst in die Luft gesprengt wird, dass der amerikanische Präsident dem Druck von Terroristen nachgibt und einer seiner eigenen Agenten für diese hinrichten lässt, usw. Ist für mich unerdenklich und absolut unwahrscheinlich.

Die CTU und Jack Bauer ins Besondere müssen den größten Feinden der USA entgegentreten und Stand halten. Die Produzenten haben sich dabei auf historischen Fakten gestützt und haben vielleicht sogar versucht dabei eine versteckte Mitteilung der Öffentlichkeit zukommen zu lassen.
Die Terroristen sind, ehemalige hohe Generäle Serbiens in der ersten Staffel und Abstämmige der arabischen Staaten des Nahen Ostens in der zweiten Staffel. In der dritten Staffel handelt es sich um die mexikanische Drogenmafia die, in Zusammenarbeit mit einem ehemaligen Agenten des englischen MI-6, Amerika verunsichern. In der vierten Staffel haben wir es wieder mit islamischen Extremisten zu tun, die Amerika dafür verurteilen, dass es sich in ihren internen Angelegenheiten einmischt. Die Fünfte Staffel kommt wieder auf den guten alten Gegner des Kalten Krieges, Russland, zurück. Dabei hat es auch noch etliche internen Feinde in den eigenen Reihen. Die Chinesen tauchen ab und an in verschieden Folgen auf und man darf erwarten, dass Diese in der sechsten Staffel noch mehr ins Spiel kommen.

Wie schon erwähnt, finde ich die Idee des Kampfes gegen den Terrorismus von absoluter Aktualität und gut gefunden. Es ist eines der Themen, die seit einigen Jahren die Schlagzeilen füllen. Die Sicherheitsmassnahmen in den Flughäfen, Flugzeugen, Bahnhöfen, öffentlichen ausländischen Vertretungen werden andauernd erhöht und verbessert. Trotzdem finde ich, dass diese Serie dem Publikum dieses Problem zu Nahe bringt. Gewisse Leute könnten davon bleibende Ängste entwickeln. Man sieht auch wie eine Person (Jack Bauer) das Gesetz in seine eigenen Hände nimmt und gegen jegliche Autorität handelt. Es ist ein Fakt, dass diese Serie seine Handlungen rechtfertigt und ihn als Held darstellt. Ein Zuschauer der sich mit Jack identifiziert, könnte versucht sein, seine eigenen Probleme auf die selbe Art und Weise zu lösen und das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. Wir würden dabei in ein komplettes Chaos gelangen. Dazu kommt noch, dass man diese Staffeln auch am Stück auf DVD ansehen kann. Viele Menschen habe große Mühe in Mitten einer Staffel anzuhalten und das Ansehen der weiteren Folgen auf einen anderen Tag zu verschieben. Sie schauen somit stundenlang diese Serie, ermüden dabei sehr und unterziehen sich gewissermaßen einer Gehirnwäsche. Dies hat einen Schlechten Einfluss auf den Alltag. Ich habe Freunde gesehen, die am nächsten Tag ihren Kopf nicht mehr bei der Sache hatten, sei es aus Schlafmangel, aus Anspannung oder aus Übersättigung des Gehirns, die vom sehen dieser Serie verursacht wurden.

Ein kleines Kuriosum:
Während der Dreharbeiten der zweiten Staffel musste das Szenario zweimal wegen Sportverletzungen der Darsteller (Kiefer Sutherland und Carlos Bernard) geändert werden. Deshalb wurde Jack Bauer während seines Flugzeugabsturzes auch am Bein verletzt und Tony Almeida verletzte sich sein Bein bei Jacks flucht aus dem CTU Gebäude. Wenigstens haben wir dadurch in dieser Serie etwas an Realität gewonnen!

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